Eurofer fordert entschlossenes Handeln, um die europäische Industrie vor globalen Herausforderungen zu schützen
Die Europäische Kommission unter der Leitung ihrer Präsidentin Ursula von der Leyen unterstützte den Clean Industrial Deal. Eurofer besteht darauf, dass es entschlossene Maßnahmen zur EU-Industrie-, Energie- und Handelspolitik umfasst. Diese Schritte werden laut Eurofer-Experten die „letzte Chance“ sein, den wirtschaftlichen Wohlstand Europas zu bewahren. Die Organisation betont die Notwendigkeit, die lokale Industrie vor Billigimporten zu schützen, die durch unfaire Handelspraktiken, Überkapazitäten auf dem Weltmarkt und niedrigere klimapolitische Standards in anderen Ländern verursacht werden.
Europäische Wirtschaft unter Druck: Wie sich niedrigere Stahlprognosen auf die Industrie auswirken
Der monatliche MEPS European Steel Review stellt fest, dass die aktuelle Sommersaison keinen signifikanten Anstieg der Stahlnachfrage in Europa mit sich gebracht hat. Käufer bleiben beim Kauf weiterhin vorsichtig, da die Preise weiter fallen. Eine Verbesserung der Marktlage ist frühestens im Frühjahr 2025 zu erwarten.
Laut Experten hat Eurofer kürzlich seine Prognosen für den Stahlverbrauch in der EU für 2024 revidiert und das erwartete Wachstum von 3,2 % auf 1,4 % gesenkt. Der Verbrauch wird voraussichtlich 127 Millionen Tonnen erreichen. Auch die Prognose für 2025 wurde revidiert, das Wachstum ging von 5,6 % auf 4,1 % zurück.
Daten von Factset deuten darauf hin, dass das BIP der Eurozone im Jahr 2024 nur um 0,7 % wachsen wird, verglichen mit 4,8 % in China und 2,4 % in den USA. Für den Zeitraum 2025–2026 wird ein BIP-Wachstum der Eurozone von 1,4 % erwartet, gefolgt von einem Rückgang auf 1,1 % im Zeitraum 2027–2028.
Die Besorgnis von Industrieanalysten über die Aussichten für die europäische Wirtschaft hat nach den jüngsten Ereignissen in Deutschland zugenommen. Volkswagen hat zum ersten Mal in seiner 87-jährigen Geschichte mögliche Werksschließungen im Land angekündigt und plant, die Kosten bis 2026 um 10 Milliarden Euro zu senken. Der Schritt folgt auf Entlassungen bei Unternehmen wie BASF, Bosch und Thyssenkrupp, was weitere Bedenken hinsichtlich der künftigen Stahlnachfrage in der Region aufkommen lässt.
Europa ist bestrebt, gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Stahlindustrie zu schaffen
Aufgrund der Überkapazitäten Chinas steht die EU zunehmend unter Druck auf dem Stahlmarkt. Nach Angaben des National Bureau of Statistics of China stieg die fertige Stahlproduktion des Landes in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 um 0,4 % und erreichte 925,7 Millionen Tonnen. Allerdings bleibt die Inlandsnachfrage in China schwach, was zu einem starken Anstieg der Exporte um 20,6 % auf 58,5 Millionen Tonnen führte. Dieser Anstieg des chinesischen Stahls auf den asiatischen Märkten übt Abwärtsdruck auf die europäischen Preise aus.
- Inmitten dieser Krise produzierte die EU im Jahr 2023 nur 126 Millionen Tonnen Rohstahl, ein Allzeittief. Die Daten von Worldsteel zeigen jedoch eine leichte Erholung, wobei die Produktion in den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 um 1,5 % auf 78 Millionen Tonnen stieg –die Expertenkommentare.
Eine Lösung des Problems sieht Eurofer darin, die Erkenntnisse aus dem Bericht der Europäischen Kommission zur Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit in den Clean Industrial Deal einfließen zu lassen. Die Organisation besteht darauf, dass die Umsetzung der im Bericht vorgeschlagenen Maßnahmen dazu beitragen wird, gleiche Wettbewerbsbedingungen für europäische Produzenten vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs zu schaffen.
Zu den wichtigsten Vorschlägen des Berichts gehören eine verbesserte Überwachung des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), um Umgehungen zu verhindern, sowie die Ausweitung des CBAM auf nachgelagerte Sektoren. Besonderer Wert wird auf die Notwendigkeit gelegt, „dringende Maßnahmen“ zu ergreifen, um die Energiepreise zu senken, damit die europäische Industrie mit den USA und China konkurrieren kann.
Der Bericht empfiehlt außerdem, die durch den Verkauf von Treibhausgasemissionszertifikaten gesammelten Mittel zur Unterstützung europäischer Unternehmen zu verwenden, die eine Dekarbonisierung anstreben, was dazu beitragen wird, die europäische Industrie langfristig nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen.