Bis 2032 erhält die deutsche Wasserstoffinfrastruktur 20 Milliarden Euro
Deutsche Fernleitungsnetzbetreiber haben einen gemeinsamen Antrag bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eingereicht. Der Antrag befasst sich mit der Schaffung eines geplanten Kern-Wasserstoff Netzes. Bericht von Clean Energy Wire.
Bis 2032: Wie ein neues Wasserstoffnetz Europa verbinden wird
Das geplante Wasserstoffnetz, dessen Fertigstellung bis 2032 geplant ist, wird wichtige Knotenpunkte der Wasserstoffproduktion, des Sauerstoffverbrauchs, der Speicherung und des Imports verbinden. In den nächsten zwei Monaten wird die BNetzA Anträge bewerten, öffentliche Anhörungen durchführen und Genehmigungen erteilen. Sobald die Genehmigung der Bundesnetzagentur vorliegt, wird mit dem Bau der wesentlichen Wasserstoffinfrastruktur begonnen.
Das Projekt sieht den Bau von 9.666 km Wasserstoffleitungen vor. Einige von ihnen haben den Status eines wichtigen Projekts von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) und erhalten zusätzliche Mittel von Bund und Ländern. Etwa 60 % des künftigen Netzes bestehen aus bestehenden Gasleitungen, die saniert werden. Die Gesamtinvestition in das Projekt wird auf 19,7 Milliarden Euro geschätzt.
Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck betonte, dass das aktuelle Kernnetz Programm einen wichtigen Schritt zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur darstelle.
Um den regionalen Ausgleich zu gewährleisten, werden alle Bundesländer in das Netzwerk einbezogen und das Netzwerk selbst in die EU-Wasserstoffinfrastruktur integriert. Im Juni dieses Jahres verabschiedete die Europäische Kommission Bestimmungen zur Finanzierung des Kernnetzes. Der Privatsektor soll die Leitungen über Nutzungsgebühren finanzieren. Das Kernnetz wird die Grundlage für den künftigen Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur bilden, der Start der ersten Phase ist für 2025 geplant.
Italien wird im Herbst ein Netzwerk zum Transport von Wasserstoff vom südlichen Mittelmeerraum nach Nordeuropa vorstellen, berichtete Reuters unter Berufung auf Energieminister Gilberto Pichetto Fratina. Der Minister wies zudem darauf hin, dass eine Beteiligung der Schweiz an dem Projekt möglich sei.
Der South H2-Korridor wird Nordafrika, Italien, Österreich und Deutschland verbinden und erneuerbaren Wasserstoff vom südlichen Mittelmeerraum zu europäischen Industriezentren liefern. Das Projekt, an dem Unternehmen wie der italienische Gasnetzbetreiber Snam beteiligt sind, wurde im vergangenen Jahr von der Europäischen Kommission als vorrangig anerkannt. Der Plan wurde im Mai offiziell bekannt gegeben, als die Energieminister Italiens, Österreichs und Deutschlands ein Kooperationsabkommen als Teil der industriellen Dekarbonisierungsstrategie der EU unterzeichneten.
Wasserstoff im Mittelpunkt der EU-Strategie: Neutralitäts- und Unabhängigkeitsziele bis 2030
Im Juni dieses Jahres kündigte die Europäische Kommission die Einführung eines Pilot-Mechanismus zur Entwicklung des Wasserstoff-Marktes an. Ziel der Initiative ist es, die Transparenz von Wasserstoff-Angeboten und -nachfrage innerhalb des Blocks zu verbessern.
Die Europäische Kommission hat erklärt, dass Wasserstoff ein Schlüsselelement für den Übergang der EU zur Klimaneutralität bis 2050 und für die Unabhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen bis 2030 sein wird. Dem Bericht zufolge werden EU-Ziele für den Verbrauch erneuerbaren Wasserstoffs in Industrie und Verkehr bis 2030 die Nachfrage garantieren. Das Angebot ist jedoch begrenzt, da nur wenige Wasserstoff-Projekte das Stadium endgültiger Investitionsentscheidungen erreicht haben und Vereinbarungen zwischen Produzenten und Verbrauchern trotz beiderseitigen Interesses nach wie vor selten sind.
Die EG plant, den Markt zu erweitern, indem sie Daten über Angebot und Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff sammelt und europäische Käufer mit lokalen und internationalen Lieferanten verbindet. Der neue Pilot-Mechanismus wird im Rahmen der 2022 gegründeten Europäischen Wasserstoff Bank betrieben und in den nächsten fünf Jahren in Betrieb genommen. Die Plattform für den Mechanismus wird unter Einbindung eines Drittdienstleisters entwickelt, mit dem noch in diesem Jahr ein Vertrag unterzeichnet werden soll, um die Plattform bis Mitte 2025 auf den Markt zu bringen.
Darüber hinaus wird der Mechanismus Zugang zu nichtkommerziellen vertraulichen Informationen ermöglichen, um die Markttransparenz zu verbessern und Investitionen anzuregen, und er wird mit anderen EU-Initiativen koordiniert. Nach Angaben der EG gibt es in der EU derzeit 254 erneuerbare Wasserstoff Projekte, davon 170 in Betrieb und 84 im Bau, mit einer Gesamtkapazität von fast 3 GW. Es wird erwartet, dass weitere 8 GW ans Netz gehen, nachdem im Jahr 2023 Projekte gestartet werden, die in der Pilot Auktion der Europäischen Wasserstoff Bank 720 Millionen Euro erhalten sollen, wobei der Start vor 2030 vorgesehen ist. Die zweite Auktion ist noch in diesem Jahr geplant, die Finanzierung erfolgt über den Verkauf von EU-ETS-Quoten.
Erwähnenswert ist auch, dass die deutsche Regierung zwei Gesetzentwürfe verabschiedet hat, um die Integration von Wasserstoff- und Kohlenstoff Abscheidung Technologien in die Energie- und Industriesysteme des Landes zu beschleunigen, um bis 2045 den Status der CO2-Neutralität zu erreichen und gleichzeitig die Schwerindustrie aufrechtzuerhalten.
Zuvor haben wir dem Experten der Telf AG Stanislav Kondrashov geschrieben gemeldet, dass die Dekarbonisierung der Stahlindustrie auch im Jahr 2024 ein zentrales Thema bleiben wird. Seiner Meinung nach ist der wichtigste Erfolgsfaktor in diesem Prozess die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit grünem Wasserstoff und Energie aus erneuerbaren Quellen zu wettbewerbsfähigen Preisen.